FLIP PHILIPP QUARTET WEST – „A TRIBUTE TO MYSELF “
+++Wohnzimmerkonzert – Montag, 31. Juli, 20 Uhr+++
Was diese Musik, ausser der Harmonik, am meisten vom klassischen Bebop, aber auch vom NeoBop, abrückt, das ist ihre aberwitzige Rhythmik, davon mochten die Väter des Genres vielleicht etwas ahnen, aber nicht praktizieren. Wie schon auf der CD *Muse* finden wir hier groove switching bis zum Abwinken: Tempowechsel, manchmal nur für Taktteile, Beschleunigung, Verlangsamung der Tempi, double time, half time, Stolpersteine en masse also (für das gemeine Jazzmusiker Volk.) Wer hier mitwirkt, darf nicht Chorusse lang auf den Autopiloten sich verlassen, er muss permanent wach und auf Stromschnellen gefasst sein.
Jenseits des Atlantiks würde man das Jazzkonzept, das der österreichische Vibraphonist Flip Philipp verfolgt, wohl als „tricky“ bezeichnen.
Immer wieder gelingt es ihm mit seiner Musik den Hauptstrom durch plötzliche Tempi Wechsel und ähnliche Kniffe auf überraschende Bahnen umzuleiten. Dieser Ansatz erinnert in seiner bewussten Schrulligkeit oft an Thelonious Monk, mitunter auch an Wynton Marsalis. Dass trotz des satten Swings auch die europäische Färbung des Projekts spür und hörbar bleibt, sollte diesem versierten Jazz Schelm verdiente Aufmerksamkeit bescheren.
Who the fu.. is Flip Philipp? Friedrich Philipp-Pesendorfer, Jg 1969, kommt aus Wien, er pflegt einen trockenen, perkussiven Vibraphon Stil und soll, man glaubt es kaum, seit 1989 Mitglied der Wiener Sinfoniker sein; in Berklee hat er mal reingerochen, mit Wayne Horvitz, Joe Zawinul,Allegre Correa, Diana Ross,Walt Weisskopf(Steely Dan) aber auch Richard Dorfmeister gespielt. Nachdem er nun schon sein Jazzhandwerk hat funkeln lassen, wünschen wir uns, dass er noch mal sein *Flipotronics* Projekt aufnimmt, vulgo: thematisch wieder mehr der Gegenwart auf die Pelle rückt.
Diese Rhythmik und dazu Electro Geflackere – unschlagbar!
© Michael Rüsenberg, 2004